Zum Inhalt springen
20 September 2012

Xinnovations – Das Internet als Chancenraum begreifen und besser nutzen

 

Mit einem optimistischen Aufruf zur Gestaltung der Zukunft ist in Berlin das Forum für Internet, Politik und Innovation zu Ende gegangen. An drei Tagen trafen sich in der Humboldt-Universität zu Berlin hochkarätige Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, um über Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten der Informationsgesellschaft zu diskutieren. Zentrale Themen waren semantische Technologien und ihre Bedeutung für das Internet der Zukunft, die Öffnung von Staat und Gesellschaft im Zeitalter sozialer Medien und Globalisierung sowie die Schaffung eines Klimas für Open Innovation.

 

Informationsgesellschaft und Politik

Die programmatische Spannweite des Forums, das sich thematisch dem Internet aus den Perspektiven von Technologie, Innovation und Gesellschaft näherte, wurde stellvertretend für die zahlreichen Fachvorträge in der Keynote von Prof. Dr. Dr. h.c. Ingolf Pernice vom Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) zusammengefasst. Unter der Überschrift “Informationsgesellschaft und Politik” beleuchtete der renommierte Staatsrechtler Pernice die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen beiden Sphären:

“Informationsgesellschaft und Politik stehen in Wechselwirkung zu einander. Das Internet ist Auslöser und Katalysator dieses Zusammenspiels. Die Politik begreift, welche Chancen für Wirtschaft, Bildung und soziale Entwicklung die räumlich unbeschränkte und zeitlich unmittelbare Kommunikation bietet und vor welche Herausforderungen sie uns stellt. Sie sucht nach Lösungen, um diese Potentiale für die wirtschaftliche Entwicklung und effektive Verwaltung zu nutzen und zu entwickeln. Umgekehrt verändert der Zugang zu Information, Wissen und sozialen Netzwerken nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Politik und das Verhältnis des Bürgers zum Staat. Open Government, Open Data und Partizipation des  informierten Bürgers sind Stichworte für die geforderte proaktive Transparenzpolitik des Staates. Das Semantic Web eröffnet dabei neue Dimensionen. Die Debatte um die Neuordnung des Datenschutzes ist ein Symptom für den Wandel, dem die Informationsgesellschaft selbst unterliegt.”

In den anschließenden Impulsreferaten und Diskussion zu Chancen und Grenzen der elektronischen Demokratie, des strukturellen Wandels von Öffentlichkeit durch Social Media und den rechtlich wie technisch notwendigen Rahmenbedingung für die Gewährleistung von Datenschutz in internetbasierten Systemen wurde zugleich deutlich, dass die Gesellschaft zwar vor gewaltigen Herausforderungen steht, die nicht trivial, aber dennoch lösbar sind.

Open Innovation

Ähnlich positive Signale gingen von den Beiträgen zum Themenkomplex Open Innovation  aus. Sie betonten vor allen Dingen die Chancen von internetbasierten Innovationsprozessen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft und spiegelten die Ergebnisse wider, die derzeit unter der Federführung von Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer in zahlreichen Forschungsarbeiten im Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft erarbeitet werden. Schildhauer, der ebenfalls zum Kreis der Gründungdirektoren des Humboldt Instituts gehört, erläuterte in seiner Keynote inwiefern das Internet nicht nur selbst eine Innovation darstellt, sondern auch neue Möglichkeiten liefert, durch die Aktivierung von großen Gruppen (Crowds) Probleme zu lösen und somit weitere Innovationen zu schaffen.

Xpitch

Einen programmatischen Höhepunkt mit Unterhaltungswert fand das Forum beim diesjährigen Xpitch. Die Teilnehmer waren aufgerufen, in drei Minuten dem Publikum ihre Vision von einer besseren Gesellschaft mit und durch Informationstechnologie zu erläutern. Die Wahl des Publikums fiel auf den Beitrag von Dr. André Deinhardt, Geschäftsführer RSR Safe Travelling GmbH, der in seinem Vision Statement “Safe Travelling” ein Online-Plattform vorstellte, die es zukünftig allen Bürgerinnen und Bürgern erlaubt, per Smart Phone anderen Reisenden Sicherheitshinweise zu geben, um künftig das Reisen in aller Welt sicherer und unabhängiger von Angaben regierungsabhängiger Sicherheitsorganen zu machen. Der Preisträge wurde noch am Abend im Rahmen des Jahresempfangs des
Xinnovations e. V. geehrt und erhält neben einer Siegerurkunde vom Xinnovations e. V. das Angebot, seine Ideen und Pläne in einem Workshop mit IT Spezialisten zu erörtern.

Fazit

Die Veranstalter der Xinnovations freuen sich sehr über den starken Zuspruch der TeilnehmerInnen zum neuen Format. Erstmals wurden in den Foren auch die
soziologischen, juristischen und politischen Aspekte der internetbasierten Informationstechnologien gleichrangig thematisiert. Ob des Erfolgs soll der interdisziplinäre Ansatz auch die zukünftigen Programme der Xinnovations prägen. “Schließlich darf unzweifelhaft angenommen werden”, so der Vorsitzende des Xinnovations e.V. Rainer Thiem, “dass auch in den kommenden Jahren der Stoff für Diskurse über die Weiterentwicklung von E-Democracy, Social Media, Datenschutz und IT-Sicherheit nicht ausgehen wird”.

Darüber hinaus schlug Thiem vor, sich mit den Thesen des Landesbeauftragten für  Datenschutz Dr. Thilo Weichert nachhaltig auseinderzusetzen.” Dr. Weichert hatte sein Impulsstatement unter die Überschrift “Informationelle Fremdbestimmung durch große  Internetanbieter gestellt.” Unter dem Vorzeichen, dass Web-2.0-Anbieter persönliche Daten sammeln, daraus Profile erstellen und diese kommerziell nutzen, ohne dass klare Rechtsverhältnisse bestehen oder wirksame Einwilligungen eingeholt würden, befasste sich sein Statement mit einer Bestandsaufnahme, einer Bewertung und Vorschlägen zur Überwindung der Fremdbestimmung. Ein wichtiger Schritt könnte nach Weichert sein, von den Anbietern die Portabilität der persönlich eingepflegten Daten einzufordern und die Monopolisierung durch Konkurrenzangebote zu durchbrechen.

Vertiefende Informationen zu den behandelten Themenkomplexen finden sich in den Abstracts der Vortragenden, die in den kommenden Tagen noch um die entsprechen Präsentationen online ergänzt werden:

http://xinnovations.de/sprecher.html

Dank an Sponsoren und Partner

Für die finanzielle und ideelle Unterstützung des Forums 2012 bedanken sich die Veranstalter bei folgenden Unternehmen und Institutionen:

3pc GmbH Neue Kommunikation, AM-SoFT GmbH IT-Systeme, ART+COM AG, Berlin Partner GmbH, Condat AG, Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI), Document Future AG, EsPresto AG, Hoccer GmbH, IBM Deutschland GmbH, Initiative D21, Kompetenznetzwerk Vikora – Virtuelle Kommunikations- und Arbeitsräume, media.net berlinbrandenburg e. V, ncc-media it-projekte, neofonie GmbH, Ontonym GmbH, Projekt Zukunft, Semantic Web Company, structura, W3C – Deutsch-Österreichisches Büro.

Gesamtveranstalter der Xinnovations sind das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (Prof. Dr. jur. Dr. h.c. Ingolf Pernice, Dr. Karina Preiß, Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer), die Freie Universität Berlin (Prof. Dr.-Ing. Robert Tolksdorf), die Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Johann-Christoph Freytag, Ph.D.) und der Xinnovations e.V. (Rainer Thiem).

Die Organisation der W3C Events lag in den Händen von Prof. Dr. phil. Felix Sasaki, Professor an der FH Potsdam, Senior Researcher am DFKI Berlin und Leiter des W3C -Deutsch-Österreichisches Büro; und Clemens Weins, Unternehmenskommunikation DFKI Projektbüro Berlin und Co-Leiter W3C – Deutsch-Österreichisches Büro.

Weitere Infos:
http://www.xinnovations.de

Martin Pleiss

Auf dem Laufenden bleiben

HIIG-Newsletter-Header

Jetzt anmelden und  die neuesten Blogartikel einmal im Monat per Newsletter erhalten.

Aktuelle HIIG-Aktivitäten entdecken

Forschungsthemen im Fokus

Das HIIG beschäftigt sich mit spannenden Themen. Erfahren Sie mehr über unsere interdisziplinäre Pionierarbeit im öffentlichen Diskurs.

Weitere Artikel

Das Bild zeigt eine Wand mit vielen Uhren, die alle eine andere Uhrzeit zeigen. Das symbolisiert die paradoxen Effekte von generativer KI am Arbeitsplatz auf die Produktivität.

Zwischen Zeitersparnis und Zusatzaufwand: Generative KI in der Arbeitswelt

Generative KI am Arbeitsplatz steigert die Produktivität, doch die Erfahrungen sind gemischt. Dieser Beitrag beleuchtet die paradoxen Effekte von Chatbots.

Das Bild zeigt sieben gelbe Köpfe von Lego-Figuren mit unterschiedlichen Emotionen. Das symbolisiert die Gefühle, die Lehrende an Hochschulen als innere Widerstände gegen veränderung durchleben.

Widerstände gegen Veränderung: Herausforderungen und Chancen in der digitalen Hochschullehre

Widerstände gegen Veränderung an Hochschulen sind unvermeidlich. Doch richtig verstanden, können sie helfen, den digitalen Wandel konstruktiv zu gestalten.

Das Foto zeigt einen jungen Löwen, symbolisch für unseren KI-unterstützten Textvereinfacher Simba, der von der Forschungsgruppe Public Interest AI entwickelt wurde.

Von der Theorie zur Praxis und zurück: Eine Reise durch Public Interest AI

In diesem Blogbeitrag reflektieren wir unsere anfänglichen Überlegungen zur Public Interest AI anhand der Erfahrungen bei der Entwicklung von Simba.