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KAPAZ Pressemitteilung

Hate Speech und Drohungen: Kompetent gegen Wissenschaftsfeindlichkeit antreten

01 März 2023

Am 1. März 2023 startet am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) das Projekt “Kapazitäten und Kompetenzen im Umgang mit Hate Speech und Wissenschaftsfeindlichkeit” (KAPAZ), gefördert von der VolkswagenStiftung. In den nächsten drei Jahren werden sieben Forschungs- und Praxispartner eine Reihe von Instrumenten entwickeln, um Forschende und das Forschungssystem insgesamt resistenter gegen Wissenschaftsfeindlichkeit zu machen.

Gerade in einem von Krisen durchzogenen Jahrzehnt liegen Hoffnungen auf adäquate Lösungen häufig auf einzelnen Forschenden, wie Prof. Dr. Christian Drosten oder ganzen Forschungszweigen, wie der Klimaforschung. Wissenschaftliche Expertise, die zunehmend sowohl öffentlichkeitswirksam in politische Entscheidungsprozesse als auch in gesellschaftliche Debatten integriert wird, trägt zu einer fundierten, differenzierten Meinungsbildung bei. Gleichzeitig unterstreicht dies aber auch die Erwartung an die Wissenschaft selbst, sich stärker einzumischen und ihre Erkenntnisse der breiteren Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Nicht ganz unerwartet kann dies auch zu populistischen Kontroversen führen, auf die Forschende nur selten vorbereitet sind. 

“So haben in den letzten Jahren die verbalen Angriffe auf Wissenschaftler*innen in den Medien und auf Online-Plattformen stark zugenommen,” betont Dr. Benedikt Fecher, Leiter des Forschungsprogramms Wissen & Gesellschaft am HIIG und führt aus, dass “gerade die Feindseligkeit in Sozialen Medien und dem Boulevardjournalismus nicht nur ein Angriff auf Einzelpersonen, sondern auch ein Angriff auf die Wissenschaft und ihre wichtige Rolle in unserer Gesellschaft ist. In so einer Situation müssen wirksame Strategien und Ressourcen entwickelt werden, um Wissenschaftsfeindlichkeit entgegenzuwirken und die Motivation der Forschenden zum gesellschaftlichen Engagement aufrechtzuerhalten.”

Hate Speech entzieht der Gesellschaft wesentliche Wissensressource

Digitale Plattformen wie Soziale Medien bieten einen perfekten Raum, um schnell und mit hoher Reichweite negative Äußerungen zu verbreiten. Die verschiedenen Ausprägungen der Wissenschaftsfeindlichkeit lassen zunehmend Forschende davor zurückschrecken, sich mit gesellschaftlichen Akteuren auszutauschen oder ihr Wissen öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. So erfahren die wenigen prominenten Beispiele für eine gesellschaftsoffenere Wissenschaftskommunikation deutlichen Gegenwind und ziehen sich im schlimmsten Fall wieder gänzlich in ihre wissenschaftliche Community zurück. Sollte sich diese Tendenz verstärken, geht eine wesentliche Ressource für eine fundierte Wissens- und Meinungsbildung in der Gesellschaft verloren. Es ist daher besonders wichtig, Feindseligkeit gegenüber Forschenden vorzubeugen und sie im Anfeindungsfall zu stärken. 

Bislang fehlt es jedoch an wirksamen Mitteln zum Umgang mit diesen Angriffen und ihren Auswirkungen sowohl auf der Ebene einzelner Wissenschaftler*innen als auch auf der Ebene von Institutionen. “Nachhaltige Strategien und effektive Maßnahmen setzen aber voraus, dass wir mehr über Hate Speech und Wissenschaftsfeindlichkeit lernen”, erläutert Dr. Birte Fähnrich von der Freien Universität Berlin. Deshalb wird im Rahmen des KAPAZ-Projekts eine repräsentative Befragung von Wissenschafter*innen durchgeführt, um notwendiges systematisches Wissen aufzubauen.

Zentrale Anlaufstelle für Forschende und Forschungsinstitute

Durch die dreijährige, finanzielle Unterstützung der VolkswagenStiftung werden wir im Verbund mit kompetenten Partner, wie dem Bundesverband Hochschulkommunikation (BV_HKOM), Wissenschaft im Dialog (WiD), Museum für Naturkunde Berlin (MfN) und die Berlin School of Public Engagement and Open Science (BSOPE), German Centre for Higher Education Research and Science Studies (DZHW), Leibniz Institute for Media Research│Hans-Bredow-Institut (HBI) und der Freien Universität Berlin (FU) eine Reihe von Leitlinien und Maßnahmen erarbeiten, die nicht nur die einzelnen Wissenschaftler*innen gegen Hate Speech wappnen, sondern auch das Wissenschaftssystem insgesamt resilienter in Krisensituationen machen. So wird eine erste Maßnahme die Einrichtung des “Scicomm-Support” sein, ein bundesweiter Helpdesk als zentrale Anlaufstelle bei Angriffen und Konflikten in der Wissenschaftskommunikation. Zudem werden Leitlinien für den Aufbau von Kapazitäten und Kompetenzen an wissenschaftlichen Einrichtungen formuliert. Dies wird ergänzt durch eine Reihe von universitätsübergreifenden Train-the-Trainer-Programmen für Kommunikationsverantwortliche, sowie eine Summer School für Nachwuchsforschende.

Ansprechpartner für Presse

Frederik Efferenn | Tel. +49 30 200 760 82 | presse@hiig.de


Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft

Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) erforscht die Entwicklung des Internets aus einer gesellschaftlichen Perspektive, um die damit einhergehende Digitalisierung aller Lebensbereiche besser zu verstehen. Als erstes Forschungsinstitut in Deutschland mit einem Fokus auf Internet und Gesellschaft hat das HIIG ein Verständnis erarbeitet, das die Einbettung digitaler Innovationen in gesellschaftliche Prozesse betont. Basierend auf dieser transdisziplinären Expertise und als Teil des Global Network of Interdisciplinary Internet & Society Research Centers will das HIIG eine europäische Antwort auf den digitalen Strukturwandel entwickeln.

Über das Projekt

Das Projekt Kapazitäten und Kompetenzen im Umgang mit Hate Speech und Wissenschaftsfeindlichkeit wird im Rahmen des HIIG-Forschungsprogramms Wissen & Gesellschaft durchgeführt, in Kooperation mit Museum für Naturkunde Berlin (MfN) und die Berlin School of Public Engagement and Open Science (BSOPE), Bundesverband Hochschulkommunikation (BV_HKOM), Freie Universität Berlin (FU), German Centre for Higher Education Research and Science Studies (DZHW), Leibniz Institute for Media Research│Hans-Bredow-Institut (HBI), Wissenschaft im Dialog (WiD), finanziert durch die VolkswagenStiftung.

Frederik Efferenn

Leitung Wissenschaftskommunikation

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