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José van Dijck: Europa und Plattform-Gesellschaften

Die zunehmenden Schwierigkeiten der Digitalisierung führen zu intensiven Kämpfen zwischen konkurrierenden ideologischen Systemen und sich widerstreitenden gesellschaftlichen Akteuren – Markt, Regierung und Zivilgesellschaft – und werfen wichtige Fragen nach Verantwortlichkeit auf. Zwei große Ökosysteme beherrschen die globale Online-Welt: ein chinesisches und ein amerikanisches. Letzteres hat die westeuropäischen Gesellschaften mit überwältigender Mehrheit durchdrungen, Märkte und Arbeitsbeziehungen gestört, Institutionen umgangen, soziale und zivile Praktiken verändert und Demokratien beeinflusst. Online-Plattformen umgehen paradoxerweise die institutionellen Prozesse, durch die die europäischen demokratischen Gesellschaften organisiert sind, während sie gleichzeitig mit lokalen, nationalen und supranationalen Regierungen in Konflikt geraten, die darüber entscheiden, wer Datenflüsse und Algorithmen kontrolliert.

Online-Architekturen werden durch Plattformmechanismen (z.B. Datenerfassung und Kommodifizierung) gesteuert, die sowohl den privaten als auch den öffentlichen Sektor dominieren. Öffentliche Werte und das Gemeinwohl stehen im Mittelpunkt des Kampfes um die Plattformisierung von Gesellschaften auf der ganzen Welt. Der Vortrag konzentriert sich auf die Position der europäischen (privaten und öffentlichen) Interessen gegenüber den Interessen eines in den USA ansässigen Online-Ökosystems, das von einer Handvoll High-Tech-Unternehmen betrieben wird. Im Mittelpunkt des Booms der Online-Medienbranche steht der Kampf um die Informationskontrolle: Wem gehören die Daten, die durch soziale Online-Aktivitäten generiert werden? Wer ist dafür verantwortlich, öffentliche Werte in einer Online-Welt zu verankern? Insbesondere im europäischen Kontext können Regierungen und zivilgesellschaftliche Organisationen proaktiv an der Verhandlung öffentlicher Werte im Namen der Bürger und Verbraucher mitwirken.

José van Dijck: Europa und Plattform-Gesellschaften
5 June 2019 | 7 pm | doors open 6.30 pm
Säälchen am Holzmarkt | Holzmarktstraße 25 | 10243 Berlin

 

José van Dijck’s keynote (PDF)

 

José van Dijck ist eine renommierte Universitätsprofessorin an der Utrecht University in den Niederlanden; von 2015 bis 2018 war sie Präsidentin der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences. Sie war Gastprofessorin am MIT (USA), University of Toronto, Stockholm University und University of Technology, Sydney. Sie erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Lund.

Van Dijcks akademisches Fachgebiet sind Forschungen zu Medien und der digitalen Gesellschaft. Ihre Arbeit umfasst ein breites Themenspektrum in den Bereichen Medientheorie, Medien- und Kommunikationstechnologien, Social Media und digitale Kultur. Sie ist die (Mit-)Autorin und (Mit-)Herausgeberin von zehn Büchern und über hundert Zeitschriftenartikel und Buchkapitel. Van Dijcks Buch „The Culture of Connectivity. A Critical History of Social Media“ (Oxford UP, 2013) wurde weltweit verbreitet und ins Spanische, Chinesische und Farsi übersetzt. Ihr neuestes Buch, das gemeinsam mit Thomas Poell und Martijn de Waal verfasst wurde, trägt den Titel „The Platform Society. Public values in a connective world“ (Oxford University Press, 2018).

 

Agenda

18:30  Einlass
19:00 – 19:15  Begrüßung und Einführung
19:15 – 20:00  Europa und Plattform-Gesellschaften
  José van Dijck (University of Utrecht)
20:00 – 21:00  Moderiertes Gespräch und Fragen aus dem Publikum
21:00 – 22:00  Get-together

 

Die Veranstaltung ist auf Englisch und wird simultan auf Deutsch übersetzt.

Um sich als PressevertreterIn akkreditieren zu lassen, richten Sie sich bitte an Florian Lüdtke.

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und live gestreamt. Mit Ihrer Anmeldung erklären Sie Ihr Einverständnis zur Erstellung von Bild- und Videoaufnahmen Ihrer Person im Rahmen der Veranstaltung sowie zur Verwendung und Veröffentlichung solcher Aufnahmen zum Zweck der öffentlichen Berichterstattung über die Veranstaltung.

 

Making sense of the digital society

Der derzeit rapide voranschreitende technologische Wandel ruft enorme Ungewissheiten hervor. Umfassende Erklärungen werden notwendig, um die Veränderungen besser verstehen und eine gemeinsame Zukunft gestalten zu können. Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) und die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) führen daher auch in diesem Jahr die 2017 ins Leben gerufene Redenreihe Making sense of the digital society fort. Ziel ist es, eine europäische Perspektive auf den gegenwärtigen Transformationsprozess unserer Zeit und dessen gesellschaftliche Auswirkungen zu entwickeln. Die erste Rednerin in diesem Jahr war die Soziologin Eva Illouz, gefolgt von Dirk Baecker. Die nächste Speakerin wird Louise Amoore am 1. Juli sein.

Bookings

Eine Anmeldung ist für diese Veranstaltung aktuell nicht möglich.

Datum der Veranstaltung

05.06.2019 | 6.30 pm – 10.00 pm ical | gcal
 

Standort

Säälchen – Holzmarkt,  Holzmarktstraße 25,  10243 Berlin

Kontakt

Christian Grauvogel

Ehem. Leiter Dialog und Wissenstransfer | Projektkoordinator SET

MAKING SENSE OF THE DIGITAL SOCIETY

Diese exklusive Vorlesungsreihe entwickelt eine europäische Perspektive zu den aktuellen Transformationsprozessen innerhalb unserer Gesellschaft.

DIGITALER SALON

Einmal im Monat laden wir ausgewählte Gäste ein, um gemeinsam mit dem Publikum über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft zu sprechen.

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