Skip to content
matt-howard--ly6IwCaKnE-unsplash
07 December 2020| doi: 10.5281/zenodo.4309799

How can platform innovation in SMEs be promoted?

What are the obstacles and conditions for success for platform innovation in medium-sized businesses? Which policies can support it? – These are the questions the research team of the project Data Platforms for Medium-Sized Businesses (short “DaPla”) asked itself. Researcher Tina Krell summarises.


Digitale Plattformen prägen nicht nur soziale Netzwerke und den Online-Konsumgüterhandel. Auch im industriellen Kontext in deutschen Schlüsselindustrien verändern sie die Rollen traditioneller Unternehmen in zunehmend digitalisierten Wertschöpfungsnetzwerken.

Gerade für die industriestarke deutsche Wirtschaft, die sich ihre Wettbewerbsposition durch ihren spezialisierten und nischenbesetzenden Mittelstand sichert, ist dies reizvoll. Doch wo befindet sich der deutsche Mittelstand im Wettbewerb um die tragfähigsten Plattformgeschäftsmodelle? Wie sind mittelstandsorientierte Plattformen in die nationale Wirtschaft integriert? Welche Faktoren unterstützen und welche hindern mittelständische Unternehmen im Plattformaufbau? Und nicht zuletzt, was kann getan werden, damit die Plattforminnovation im Mittelstand gelingt?

Seit heute ist der Projektbericht Plattforminnovation im Mittelstand zugänglich. Im Bericht fassen wir die Ergebnisse einer ganzen Reihe von Erhebungen zusammen: 160 identifizierte mittelstandsorientierte Plattformen, eine datengetriebene Netzwerkanalyse, 21 Interviews, 3 Fallstudien und einen Policy-Co-Creation-Workshop mit 15 Teilnehmenden aus Wirtschaft, Ministerien und Wissenschaft später, ist der Projektbericht nun online einsehbar. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse zu den Hindernissen sowie die entwickelten Policy-Optionen zusammengefasst.

Hindernisse für mittelständische Plattforminnovation

Drei zentrale Faktoren stellten sich als besonders hindernd für den Plattformauf- und -ausbau heraus: die Unabhängigkeit und das Selbstverständnis des Mittelstands, Ressourcenmangel und Marktbedingungen im B2B-Bereich. 

Unabhängigkeit und Selbstverständnis Mittelständischer Unternehmen

Unabhängigkeit und Selbstständigkeit sind Merkmale mittelständischer Unternehmen, die sie in vielen, spezialisierten Märkten zu globalen Marktführern gemacht haben. Gleichzeitig sind es jedoch auch jene Charakteristika, die ihn in der Plattforminnovation hemmen.

So erfordert zum Beispiel der Datenaustausch für erfolgreiche Forschung und Entwicklung eine zumindest partielle Öffnung des Unternehmens. Obwohl mittelständische Unternehmen sich der steigenden Wichtigkeit offenen Datenaustauschs oft bewusst sind, überwiegen Ängste, Kerndaten und Geschäftsgeheimnisse preiszugeben und somit Mitbewerbern Vorteile durch das Teilen wettbewerbsrelevanter Informationen zu ermöglichen. Die Entwicklung vieler technischer Insellösungen, die nicht durch einen gemeinsamen Industriestandard integriert werden, hemmt Plattforminnovation ebenfalls.

Grundsätzlich kennen mittelständische Unternehmen die Debatten um Digitalisierung und beobachten, wie sich der Markt bewegt. Plattforminnovation ist jedoch mit Risiken verbunden, wodurch Kosten und Nutzen nur schwer berechnet werden können. Mittelständische Unternehmen bleiben eher passiv und abwartend, was kurzfristige Planungssicherheit mit sich bringt, gleichzeitig jedoch auch zur Folge haben kann, dass andere Firmen Markteintrittschancen bedienen.

Ressourcenmangel

Der Auf- und Ausbau digitaler Plattformen erfordert hohen Ressourceneinsatz. Dieser ist besonders für kleinere mittelständische Unternehmen knapp. Plattformstrategie-Wissen, Fachkräftemangel und der Finanzierungsaufwand stellten sich in der Analyse dabei als besonders wichtig heraus.

Ein Großteil von kleinen und mittleren Unternehmen verfügt nicht über die erforderlichen IT-Kenntnisse und hat keine eigene IT-Abteilung. Großunternehmen hingegen haben oft genug eigenes Forschungs-, und Entwicklungskapital oder firmeninterne Inkubationszentren zur Verfügung um außerhalb ihres Kerngeschäftsmodells mit innovativen Geschäftsmodellen zu experimentieren.

Plattformen sind nicht nur kapitalintensiv im Aufbau. Auch Skalierung, Betrieb und die stetige Anpassung der Infrastruktur an die Kundenbedürfnisse sind mit laufend hohen Kosten verbunden. Lange Re-Investitionszyklen von Umsätzen sind daher nicht untypisch für Plattformskalierung. Grundsätzlich stehen Plattformbetreiber hier vor einem Dilemma, das sich als eine Unsicherheit der betriebswirtschaftlichen Kalkulation zusammenfassen lässt.

Marktbedingungen im B2B-Bereich

B2B-Plattformen folgen anderen Logiken als B2C-Plattformen, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt.

Verkaufszyklen im B2B-Vertrieb sind deutlich länger (teilweise zwischen 12-18 Monaten). Allerdings können sich genau hieraus stärkere Kundenbindungen und Lock-In-Effekte ergeben. Während im B2C-Markt Nutzer gängigerweise durch digitales Marketing angesprochen werden, kann die Ansprache im B2B-Markt über sehr unterschiedliche Kanäle erfolgen, für die gibt es jedoch keine Blaupause. 

Der B2B-Bereich baut stärker auf vertrauensvolle, langfristige Beziehungen auf. Bestehende Geschäftsbeziehungen zu integrieren kann vorteilhaft für die Startup-Phase sein. Um jedoch zu skalieren muss über die bestehenden Kontakte hinaus eine Reputation und Akzeptanz aufgebaut werden.

Grundsätzlich findet der Großteil der B2B-Wertschöpfung nach wie vor analog statt und die Entwicklung von B2B-Plattformen steht noch am Anfang. Der First-Mover zu sein ist hier ebenfalls zweischneidig, einerseits werden viele Experimentier-Ressourcen, ohne Gewissheit auf Gelingen, gebraucht, gleichzeitig wird der Mehrwert von Plattforminnovation in der Industrie erkannt, wofür es wirtschaftlich lohnenswert ist diesen vagen Schritt nach vorne zu gehen.

Policy-Optionen

Die beschriebenen Hindernisse spannen den Handlungsraum für eine Reihe potenzieller Fördermaßnahmen auf. Ergiebige Diskussionen im Rahmen eines Policy Co-Creation Workshops mit VertreterInnen aus Industrie, Wissenschaft und Politik führte zur Abgrenzung von zwei primären Maßnahmen. (Sekundäre Handlungsfelder werden hier nicht besprochen, können aber im Bericht nachgelesen werden.)

Mit der Stärkung von Plattforminnovation vor Ort und einer zentralen Plattform-Agentur wurden zwei konkrete Maßnahmen als Ansatzpunkte identifiziert. 

Zum einen legt unsere Analyse nahe, Plattforminnovation für mittelständische Unternehmen vor Ort zugänglich zu machen. Bestehende Initiativen wie die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren oder Netzwerke wie Plattform.Macher leisten hier bereits erste Anknüpfungspunkte.

Zweitens schlagen wir vor eine Anlaufstelle für den Aufbau technischer Schnittstellen und Infrastrukturelemente, also eine Plattform-Agentur zu schaffen. Die würde technische Infrastruktur und Open-Source-Software-Komponenten zentral entwickeln und bereit stellen, deren Bedarf mittels nutzerzentrierter Verfahren im Markt erkannt wurde.

Die Facetten all der genannten Punkte sind vielschichtig und werden ausführlicher im vollständigen Bericht erläutert. Wir freuen uns auf Anregungen, Rückmeldungen und einen regen Austausch.

This post represents the view of the author and does not necessarily represent the view of the institute itself. For more information about the topics of these articles and associated research projects, please contact info@hiig.de.

Tina Krell

Former Associated Researcher: Innovation, Entrepreneurship & Society

Sign up for HIIG's Monthly Digest

HIIG-Newsletter-Header

You will receive our latest blog articles once a month in a newsletter.

Explore Research issue in focus

Man sieht einen leeren Büroraum ohne Möbel und braunen Teppichboden. Das Bild steht sinnbildlich für die Frage, wie die Arbeit der Zukunft und digitales Organisieren und Zukunft unseren Arbeitsplatz beeinflusst. You see an empty office room without furniture and brown carpeting. The image is emblematic of the question of how the work of the future and digital organising and the future will influence our workplace.

Digital future of the workplace

How will AI and digitalisation change the future of the workplace? We assess their impact, and the opportunities and risks for the future of work.

Further articles

The photo shows an arrow sign on a brick wall, symbolising the DSA in terms of navigating platform power.

Navigating platform power: from European elections to the regulatory future

Looking back at the European elections in June 2024, this blog post takes stock of the Digital Services Act’s effect in terms of navigating platform power.

The image shows a football field from above. The players are only visible because of their shadows, symbolizing Humans in the Loop.

AI Under Supervision: Do We Need ‘Humans in the Loop’ in Automation Processes?

Automated decisions have advantages but are not always flawless. Some suggest a Human in the Loop as a solution. But does it guarantee better outcomes?

The image shows blue dices that are connected to eachother, symbolising B2B platforms.

The plurality of digital B2B platforms

This blog post dives into the diversity of digital business-to-business platforms, categorising them by governance styles and strategic aims.