
Risik narratives in the field of privacy, surveillance, and data protection
The Alexander von Humboldt Institute for Internet and Society (HIIG) and the nexus Institute for Interdisciplinary Research and Cooperation Management cordially invite you to an interdisciplinary conference in Berlin. The focus is on the question of how risks are narrated, explained and communicated in the context of modern data processing – and what effects these narratives have on individuals and society. Scientific, artistic-creative, pedagogical or practice-oriented contributions are invited. Submissions are possible until June 16, 2025. The event will be held in German.
Risikonarrative im Feld Privacy, Surveillance und Datenschutz
Tagung
Do. 9. & Fr. 10. Oktober 2025
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft | Französische Str. 9, 10117 Berlin
Die Verarbeitung personenbezogener Daten in digitalen Systemen ist allgegenwärtig – und bleibt dabei häufig intransparent. Komplexe Akteurskonstellationen – etwa aus unterschiedlichen Unternehmen, die Inhalte bereitstellen, Produkte bewerben oder Werbeplätze vermitteln –, hochentwickelte technische Infrastrukturen und umfassende Personalisierung erschweren es Nutzer:innen und Betroffenen, Datenverarbeitung nicht nur zu verstehen, sondern auch ihre Auswirkungen auf individuelle und kollektive Grundrechte und -freiheiten und gesellschaftliche Strukturen angemessen einzuschätzen.
In Forschung und Praxis wurden bereits vielfältige Wege ausgelotet, wie Wissen über Datenverarbeitung besser vermittelt werden kann: von verständlicheren Texten über grafische Darstellungen bis hin zu interaktiven Formaten. Dennoch bleiben zwei zentrale Fragen oft unbeantwortet: Wie können Menschen nicht nur Datenverarbeitung besser verstehen, sondern auch Folgen und Risiken daraus ableiten? Und wie können Menschen wirklich dazu befähigt werden, Risiken nicht nur zu erkennen, sondern auch zu bewerten – und entsprechend zu handeln?
Viele existierende Narrative im Bereich Privacy, Überwachung und Datenschutz greifen hier zu kurz. Sie individualisieren Verantwortung und reproduzieren damit neoliberale Responsibilisierungsstrategien. Es wird häufig den Nutzer:innen aufgebürdet, durch „Data Literacy“, technische Selbstschutzmaßnahmen oder informierte Entscheidungen Risiken abzuwehren, deren Tragweite sie weder überblicken noch beeinflussen können. Solche Narrative verschleiern nicht nur die eigentlichen Machtverhältnisse, sie vermitteln auch Scheinlösungen und verleiten zu Placebo-Maßnahmen, mit denen die Betroffenen gar keinen Einfluss auf die entstehenden Risiken nehmen können.
Diese Tagung nimmt Risikonarrative in den Fokus: Wie wird über Risiken im Feld der Datenverarbeitung gesprochen, geschrieben, visualisiert – und welche Folgen haben diese Erzählungen, auf die Betroffenen ebenso wie auf die gesellschaftliche Debatte? Welche Narrative sind dominant, welche fehlen, welche könnten alternative Perspektiven eröffnen? Wie kann über Risiken im Zusammenhang mit Datenverarbeitung so kommuniziert werden, dass sie nicht nur verstanden werden können, sondern auch konkrete Handlungsfähigkeit erzeugen – und gesellschaftlich und politisch adressiert werden können?
Wir laden Beiträge ein, die sich mit diesen Fragen kritisch auseinandersetzen – aus geistes-, kultur-, sozial-, erziehungs-, rechts-, medien- oder technikwissenschaftlicher Perspektive ebenso wie künstlerisch-gestalterische, pädagogische oder praxisbezogene Ansätze.
Mögliche Themen- und Handlungsfelder
- Kritische Analyse bestehender Risikonarrative im Bereich Privacy, Surveillance und Datenschutz
- Falsche Metaphern und ihre Folgen (z. B. „Daten schützen“ vs. „Grundrechte schützen“)
- Analogien als Quellen für die Erstellung von Risikonarrativen
- Anforderungen an die Rechtfertigung didaktischer Transformationen und Reduktionen
- Narrative Verantwortung: Wer erzählt Risiken – und für wen?
- Narrative als Mittel der Macht – und als Mittel der Aufklärung
- Narrative als Teil politischer, regulatorischer oder aktivistischer Strategien
- Verschränkung von sozio-technischer Komplexität und öffentlicher Kommunikation
- Potenziale interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Narrative
- Experimentelle Ansätze zur kollaborativen Entwicklung nutzer:innenzentrierter Risikonarrative und/oder ihrer gestalterischen Umsetzung
- Design und Gestaltung alternativer Risikonarrative (z. B. durch visuelle Kommunikation, Storytelling, partizipative Formate)
Einreichungsschluss: 16.06.2025
Rückmeldungen zu Einreichungen: 07.07.2025
Format
Wir begrüßen sowohl klassische Vorträge (15 Minuten + Diskussion) als auch experimentelle Formate, Workshops oder Hands-On-Sessions (90 Minuten).
Die Beiträge sollen im Anschluss an die Tagung in einem peer-reviewten Tagungsband entweder als Short Paper (4–6 Seiten / max. 6.000 Wörter) oder Long Paper (8–12 Seiten / max. 12.000 Wörter), jeweils inkl. Tabellen und Abbildungen, exkl. Literaturverzeichnis, veröffentlicht werden.
Bitte reichen Sie Ihren Abstract mit einer kurzen (max. 500 Wörter) Zusammenfassung des Papers oder ihrer interaktiven Session (Workshops, experimentelle Formate, Hands-On-Sessions etc.) und eine kurze biographische Notiz bis zum 16.06.2025 über das untenstehende Formular ein.
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!
Organisatoren
Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts SID – Sicher im Datenverkehr:
- Jörg Pohle, Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, Berlin
- Daniel Guagnin, nexus Institut für Interdisziplinäre Forschung und Kooperationsmanagement, Berlin
Programmkomitee
- Andrea Knaut
- Carsten Ochs
- Kirsten Bock
- Ina Schiering
- Felix Bieker
- Benjamin Wolf
- Ayten Öksüz
Teilnahme
Bei Interesse an einer Teilnahme melden Sie sich bitte über das unten stehende Anmeldeformular an.
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